Mein Blog

Lass Dich inspirieren

‹ zurück

Floskeln als Kommunikationshelfer im Trauerprozess — Die Sprache der Trauer

Trau­er ist nach wie von ein Tabu­the­ma in unse­rer Gesell­schaft. Was mir oft begeg­ne­te, waren sehr unbe­hol­fe­ne Ver­su­che, mich zu fra­gen, wie es mir geht. Was ich eigent­lich spür­te, war die Ober­fläch­lich­keit die­ser Ver­su­che, denn die meis­ten Men­schen waren gar nicht bereit zuzu­hö­ren oder konn­ten es schlicht und ergrei­fend nicht. Flos­keln begeg­ne­ten mir hier oft, um Situa­tio­nen zu über­brü­cken, die unan­ge­nehm wer­den. So sag­te mir eine Nach­ba­rin kurz nach dem Tod mei­nes Man­nes, dass ja jeder sein Päck­chen zu tra­gen habe. Ein ande­res sehr mar­kan­tes Schlüs­sel­er­leb­nis, war für mich die Begeg­nung mit einer Dame einer kirch­li­chen Ein­rich­tung, die ich kon­tak­tier­te, um eine Betreu­ungs­hil­fe für unse­ren Sohn zu orga­ni­sie­ren. Sie erklär­te mir sehr nüch­tern, dass sie auch gucken müs­se, wie sie ihre bei­den Töch­ter groß­zie­hen kön­ne. Die Hil­fe, die ich mir so vor­stel­le, gäbe es nicht. Damals war ich so per­plex, dass ich schlicht­weg sprach­los war – übri­gens habe ich genau die­se Art Hil­fe, wie ich sie mir vor­stell­te, kur­ze Zeit spä­ter durch Eigen­in­itia­ti­ve gefunden.

Ja, wir alle haben gelernt, dass unschö­ne Gefüh­le irgend­wie weg gemacht wer­den soll­ten, sie gehö­ren nicht zum Stan­dard, zum hei­le Welt Prin­zip, zum Prin­zip, was ich nicht sehe, ist auch nicht. Die ver­meint­lich aus­ge­spro­che­nen Wor­te des Tros­tes mit­tels Flos­keln, haben mich aber ehr­lich­wei­se noch viel mehr getrof­fen. Denn mir ging es nie dar­um, dass mein Gegen­über wirk­lich nach­füh­len konn­te, was ich fühl­te, mir ging es um etwas anderes:

 

Die Stimme eines Trauernden

Ich erwar­te nicht, dass Du mir mei­nen Schmerz nimmst, das will ich auch gar nicht, denn er ist ein Teil von mir.

Ich wün­sche mir…:
• … ein Ohr, das mir zuhört, ohne zu wer­ten.
• … eine lie­be­vol­le Hand, die mir gereicht wird, wenn ich halt­los bin und nicht mehr wei­ter weiß.
• …, dass Du mich nicht mei­dest, weil ich anders bin.
• …, dass ich ein­fach sein kann und sein darf.
• …, dass ich über den Ver­stor­be­nen reden darf, und mit Dir mei­ne Erin­ne­run­gen tei­le, auch wenn das Schmerz bedeu­tet. Bit­te las­se uns gemein­sam lachen und weinen.

Ich lebe noch, auch wenn ich nun anders bin. Las­se mir ein wenig Zeit das zu akzep­tie­ren und anzu­neh­men, dass der Weg zurück nicht mehr geht.
Ich lebe mehr oder weni­ger, sei ein­fach da für mich, Du musst sonst nichts tun.

Ich habe Angst, Angst vor der Zukunft; Angst vor dem, was kommt; Angst, dass ich mein Leben nicht mehr aus­hal­te, dass ich das alles nicht mehr schaf­fe. Und ich weiß auch, dass Dir das Angst macht – Du bist nicht ver­ant­wort­lich. Sei ein­fach für mich da, das gibt mir Halt und Sicherheit.

Ich dan­ke Dir für Dein Ver­ständ­nis, Dei­ne Tole­ranz, Dei­ne Bereit­schaft und Lie­be, weil Du mich annimmst, wie ich bin in mei­ner Trau­er. Bit­te ver­wen­de kei­ne Flos­keln, ich weiß, dass Du es gut meinst, doch das hilft mir nicht, denn kein Wort der Welt kann mei­nen Schmerz neh­men, doch dass Du da bist für mich, ehr­lich und offen, dies bedeu­tet mir unend­lich viel.

Es ist so unend­lich kost­bar, wenn Du mich ehr­lich fragst, wie es mir geht, und ich auch ehr­lich ant­wor­ten darf. Das alles hilft mehr als Du Dir gera­de vor­stel­len kannst. Und manch­mal habe ich kei­ne Wor­te, weil ich ein­fach leer bin; bit­te schwei­ge dann ein­fach mit mir, denn das brau­che ich.“

E‑Learning Kurs “TRAUER VERARBEITEN” buchen

Mit die­sem Online Basis­kurs Come-Back-Life erhältst Du eine hand­fes­te Unter­stüt­zung in Dei­ner Trau­er. Der Kurs dau­ert 21 Tage und geht ins­be­son­de­re dar­auf ein, was mit Dir gesche­hen ist durch den Tod eines gelieb­ten Men­schen oder einer Ver­än­de­rung in Dei­nem Leben, die unge­wollt war. Neben den zahl­rei­chen Infor­ma­tio­nen lie­fert die­ser Kurs auch kon­kre­te Übun­gen, Medi­ta­tio­nen und Begleit­lek­tü­re, damit Du wie­der hand­lungs­fä­hig wirst.

Hier direkt buchen.

Ich bin bereit meine Trauer zu sehen.

Die Spra­che der Trau­er ist eine Spra­che der Lie­be, sie braucht Mit­ge­fühl und die ehr­li­che Bereit­schaft uns zu begeg­nen. Es geht dar­um dem Schmerz einen Raum zu geben, so dass er sein darf, er kann nicht weg­ge­zau­bert wer­den. Doch indem er Raum bekommt, kann er sei­ne Bot­schaft ver­mit­teln und ver­liert ein wenig sei­nen Schre­cken, denn mit der Trau­er tritt auch immer eine Auf­ga­be in unser Leben und die­se kön­nen wir wahr­neh­men und hören, wenn wir dem Schmerz den nöti­gen Raum zur Ent­fal­tung geben.

Das ist für mich eine ehr­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on, Trau­er ver­trägt kei­ne Flos­keln, sie will gehört und gese­hen werden.

Liebe ist Teil der Ewigkeit, sie verträgt sich nicht mit Oberflächlichkeit.