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Floskeln als Kommunikationshelfer im Trauerprozess — Die Sprache der Trauer
Trauer ist nach wie von ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Was mir oft begegnete, waren sehr unbeholfene Versuche, mich zu fragen, wie es mir geht. Was ich eigentlich spürte, war die Oberflächlichkeit dieser Versuche, denn die meisten Menschen waren gar nicht bereit zuzuhören oder konnten es schlicht und ergreifend nicht. Floskeln begegneten mir hier oft, um Situationen zu überbrücken, die unangenehm werden. So sagte mir eine Nachbarin kurz nach dem Tod meines Mannes, dass ja jeder sein Päckchen zu tragen habe. Ein anderes sehr markantes Schlüsselerlebnis, war für mich die Begegnung mit einer Dame einer kirchlichen Einrichtung, die ich kontaktierte, um eine Betreuungshilfe für unseren Sohn zu organisieren. Sie erklärte mir sehr nüchtern, dass sie auch gucken müsse, wie sie ihre beiden Töchter großziehen könne. Die Hilfe, die ich mir so vorstelle, gäbe es nicht. Damals war ich so perplex, dass ich schlichtweg sprachlos war – übrigens habe ich genau diese Art Hilfe, wie ich sie mir vorstellte, kurze Zeit später durch Eigeninitiative gefunden.
Ja, wir alle haben gelernt, dass unschöne Gefühle irgendwie weg gemacht werden sollten, sie gehören nicht zum Standard, zum heile Welt Prinzip, zum Prinzip, was ich nicht sehe, ist auch nicht. Die vermeintlich ausgesprochenen Worte des Trostes mittels Floskeln, haben mich aber ehrlichweise noch viel mehr getroffen. Denn mir ging es nie darum, dass mein Gegenüber wirklich nachfühlen konnte, was ich fühlte, mir ging es um etwas anderes:
Die Stimme eines Trauernden
Ich erwarte nicht, dass Du mir meinen Schmerz nimmst, das will ich auch gar nicht, denn er ist ein Teil von mir.
Ich wünsche mir…:
• … ein Ohr, das mir zuhört, ohne zu werten.
• … eine liebevolle Hand, die mir gereicht wird, wenn ich haltlos bin und nicht mehr weiter weiß.
• …, dass Du mich nicht meidest, weil ich anders bin.
• …, dass ich einfach sein kann und sein darf.
• …, dass ich über den Verstorbenen reden darf, und mit Dir meine Erinnerungen teile, auch wenn das Schmerz bedeutet. Bitte lasse uns gemeinsam lachen und weinen.
Ich lebe noch, auch wenn ich nun anders bin. Lasse mir ein wenig Zeit das zu akzeptieren und anzunehmen, dass der Weg zurück nicht mehr geht.
Ich lebe mehr oder weniger, sei einfach da für mich, Du musst sonst nichts tun.
Ich habe Angst, Angst vor der Zukunft; Angst vor dem, was kommt; Angst, dass ich mein Leben nicht mehr aushalte, dass ich das alles nicht mehr schaffe. Und ich weiß auch, dass Dir das Angst macht – Du bist nicht verantwortlich. Sei einfach für mich da, das gibt mir Halt und Sicherheit.
Ich danke Dir für Dein Verständnis, Deine Toleranz, Deine Bereitschaft und Liebe, weil Du mich annimmst, wie ich bin in meiner Trauer. Bitte verwende keine Floskeln, ich weiß, dass Du es gut meinst, doch das hilft mir nicht, denn kein Wort der Welt kann meinen Schmerz nehmen, doch dass Du da bist für mich, ehrlich und offen, dies bedeutet mir unendlich viel.
Es ist so unendlich kostbar, wenn Du mich ehrlich fragst, wie es mir geht, und ich auch ehrlich antworten darf. Das alles hilft mehr als Du Dir gerade vorstellen kannst. Und manchmal habe ich keine Worte, weil ich einfach leer bin; bitte schweige dann einfach mit mir, denn das brauche ich.“
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Ich bin bereit meine Trauer zu sehen.
Die Sprache der Trauer ist eine Sprache der Liebe, sie braucht Mitgefühl und die ehrliche Bereitschaft uns zu begegnen. Es geht darum dem Schmerz einen Raum zu geben, so dass er sein darf, er kann nicht weggezaubert werden. Doch indem er Raum bekommt, kann er seine Botschaft vermitteln und verliert ein wenig seinen Schrecken, denn mit der Trauer tritt auch immer eine Aufgabe in unser Leben und diese können wir wahrnehmen und hören, wenn wir dem Schmerz den nötigen Raum zur Entfaltung geben.
Das ist für mich eine ehrliche Kommunikation, Trauer verträgt keine Floskeln, sie will gehört und gesehen werden.